Trotz oder vielleicht auch aufgrund südeuropäischer Temperaturen in Deutschland sank das Klima hinsichtlich der Einschätzung des aktuellen Geschäftsverlaufs bzw. jenes des kommenden halben Jahres seitens der Unternehmen. 7000 an der Zahl werden regelmäßig vom Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung monatlich hinsichtlich ihrer Einschätzungen der aktuelle und zu erwartenden Konjunkturentwicklung befragt. So fiel der Index bezüglich der Beurteilung der aktuellen Konjunktur im August auf 118,1 Punkte (Vormonat: 121,4) und damit deutlicher, als von Experten prognostiziert. Was die Erwartungen für die nächsten sechs Monate angeht, sank auch hier der Wert auf 100,1 von 105,0 im Juli. Damit gab er um gut 2 Punkte mehr nach, als Experten erwartet hatten. Insgesamt scheint die Einschätzung der momentanen Lage immer vorwiegend positiv zu sein, während die Entwicklung für das nächste halbe Jahr Besorgnis erregt bei den befragten Unternehmen. Im Sog der weltweiten Turbulenzen Die Forscher und Analysten sehen die Hauptursache der eher eingetrübten Konjunkturerwartungen in der Tatsache, dass auch Deutschland sich den weltweiten Turbulenzen nicht entziehen kann-weder ökonomisch noch politisch. Während manche, beispielsweise Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, von einer Verlangsamung des Konjunkturaufschwungs sprechen, erwarten andere dennoch gute Aussichten für die Entwicklung. So sehen die Personalplanungen der Unternehmen immer noch eine- wenn auch jetzt moderatere - Aufstockung der Mitarbeiterzahl vor. Sorgen machen den Unternehmen hierbei auch die von der Europäischen Zentralbank wieder aufgenommenen, massiven Aufkäufe von Staatsanleihen aus dem Euro-Raum. Selbst Bundespräsident Wulff kritisierte das Engagement der EZB an den Kapitalmärkten Jüngst hatte das europäische Finanzinstitut italienische und spanische Staatsanleihen gekauft, um zu verhindern, dass deren Rendite noch weiter steigen und damit Italien und Spanien bei Fälligkeit sehr hohe Zinsen an ihre Gläubiger zahlen müsste. Dies würde die Schuldenkrise nur noch weiter anfeuern. Auftragseingänge in der Eurozone steigen weniger als erwartet Im Kontext der Verlangsamung der Konjunktur und der Verunsicherung der Unternehmen hinsichtlich anhaltender Finanzkrise steht auch der Rückgang der Industrieaufträge im Juni. Dies meldet die europäische Statistikbehörde Eurostat. So stiegen die Auftragseingänge in der Eurozone im Juni um 11,1% im Vergleich zum Vorjahresmonat, während sie im Mai noch um 13,8% zugelegt hatten. Ökonomen hatten ein Plus von 12,4% erwartet. Insgesamt scheinen trotz prallem Sonnenschein die Vorboten des Schattens für viele sichtbar. Denn auch die europäischen Verbraucher verlieren das Vertrauen in die Konjunktur. Die EU-Kommission veröffentlichte eine Vorabschätzung des von ihr ermittelten Verbrauchervertrauensindex für August. Das Ergebnis: Minus 16,6 Punkte, während es im Juli noch minus 11,2 Zähler waren. Auch hiervon waren Ökonomen und Experten überrascht. Sie hatten einen Stand von minus 12,5 prognostiziert. Marcello Buzzanca |
TAM-Wochenblatt Ausgabe 24 KW 34 | 24.08.2011 |
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